Eine HSU-Stunde zum Staunen

Schon lange fieberten die Drittklässler der Johannes-Obernburger Grundschule diesem Schultag entgegen. Endlich kam der versprochene Besuch: Frau Margit Giegerich aus Obernburg ist eine nahezu ganz erblindete Frau, die aus ihrem Alltag berichtete. Wir hatten Sie eingeladen, weil Sie uns   die vielen Fragen beantworten konnte, die sich im Unterricht zum Thema Auge und Optik ergaben.

In den 90 Minuten waren die Schüler hellwach und konnten zunächst mit entsprechenden Brillen erahnen, wie es ist, wenn man nur noch eine eingeschränkte Sehkraft hat. Später durften die Schüler ausgiebig mitgebrachte Hilfsmittel aus Frau Giegerichs Haushalt ausprobieren:

Eine sprechende Personenwaage, einen sprechenden Wecker, eine Armbanduhr, bei der man die Zahlen und Zeiger tasten konnte, einen extra für Blinde gefertigten Zollstock, ebenso ein Maßband und Spielkarten und sogar ein Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spiel! Dabei konnten die Kinder ertasten, dass die Spielfiguren unterschiedliche Einkerbungen hatten und alle „Männchen“ in Löcher gesteckt werden mussten, damit sie nicht umfallen, wenn man das Spielfeld ertastet! Auch die Euromünzen konnte Frau Giegerich sicher unterscheiden. Die unterschiedliche Beschaffenheit des Randes ermöglicht den Blinden die richtige Münze zu finden. Sogar für Geldscheine gibt es eine Art Schablone, mit der man die Größe und damit den Wert des Scheines erkennen kann.

Auch von ganz modernen Hilfsmitteln konnte Frau Giegerich berichten, wie z.B. von Computern, die vorlesen und eine Tastatur in Braille-Schrift haben und eine App am Handy, die sogar verrät, wenn auf einem Spaziergang in der Nähe eine Bank zum Ausruhen steht. Trotz vieler Hilfsmittel ist Frau Giegerich aber trotzdem in vielen Fällen auf Hilfe angewiesen. Das wurde den Schülern auch sehr bewusst. Zum Glück gibt es Menschen wie Frau Karl, die Frau Giegerich zu solchen Schulbesuchen fährt, sie im Schulhaus führt, die Materialien in die Schule trägt und auch sonst immer wieder für Frau Giegerich da ist.

Wie im Flug gingen die 90 Minuten vorüber und ich bin mir sicher, dass die Kinder Sehbehinderte im wahrsten Sinne des Wortes nun „mit anderen Augen sehen“!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei den beiden Damen und werden diesen Schultag wohl nie vergessen!

Katja Tillack